In seinen letzten Publikationen der Jahre 2001 bis 2007 setzte sich Ota Filip in Autobiografien mit den tragischen und spannungsgeladenen Ereignissen im Kontext der deutsch-tschechischen Nachkriegs-Geschichte auseinander. Diese Publikationen sind ein beredtes Zeugnis des Leides, das nicht nur das nationalsozialistische Regime dem tschechischen Volk zugefügt hat, sondern auch im Gegenzug als Rachefeldzug gegen die sudetendeutsche Bevölkerung nach 1945 geführt wurde. Ota Filip hat in seinen zahlreichen journalistischen Beiträgen und in seinen Romanen für einen verständnisvollen, friedvollen Umgang beider Völker geworben. In diesem Sinne ist er, der im Ostrauer Gebiet ein Bewohner der sudetendeutschen Grenzgebiete war, spätestens nach seiner erzwungenen Emigration in die Bundesrepublik Deutschland ein unermüdlicher Vermittler und verständnisvoller Mediator in der Auseinandersetzung um materielle und ideelle Ansprüche gegenüber den Nachbarn, die bis 1989 als ideologische Feinde unversöhnlich gegenüber standen.
Es ist das besondere Verdienst von Ota Filip gewesen, dass er nicht nur in seinen literarischen Werken und journalistischen Artikeln für die Versöhnung zwischen Tschechen und Deutschen eingetreten ist. Er hat vor allem in den 1980er und 1990er Jahren in seiner publizistischen Tätigkeit im Rahmen des Exil-PEN und des Deutschen PEN für das gegenseitige Verständnis nicht nur zwischen Tschechen und Deutschen geworben. Er hat sich auch in den vergangenen zwanzig Jahren im Rahmen unseres Vereins stets für die Verteidigung elementarer Menschenrechte engagiert, wenn es darum ging, die Stimme gegen die Verletzung der menschlichen Würde in vielen Ländern zu erheben, denn er hatte ja selbst diese Willkür des tschechoslowakischen kommunistischen Regimes am eigenen Leib erlebt.
Wir verlieren mit Ota Filip, der seit über dreißig Jahren Mitglied im Exil-PEN-Club und dem späteren Zentrum der Schriftsteller/innen im Exil deutschsprachiger Länder gewesen ist, einen bedeutenden Zeitzeugen und renommierten Schriftsteller, der den schwer belasteten Begriff ‚Exil‘ nicht nur mit vielen neuen Akzenten versehen hat, sondern einen unschätzbaren Beitrag zur Aussöhnung zwischen Tschechen und Deutschen geleistet hat. Wir werden seiner Persönlichkeit und seinem Werk stets gedenken.
Professor Dr. Wolfgang Schlott, im Namen aller Mitglieder des Exil-P.E.N. deutschsprachiger Länder. Bremen/Ulm/Berlin/Leipzig 5. März 2018