Prof. Dr. Wolfgang Schlott
Präsident des Exil-PEN deutschsprachiger Länder im International P.E.N
Wollwirkergasse 25
93047 Regensburg

Herrn
Michael Hurshell
Hasenberg 1
01 067 Dresden

Sehr geehrter Herr Hurshell,

mit Scham und Empörung habe ich von den amtlichen Anweisungen der Dresdner Behörden aus Anlass des Gedenktages an die Nazi-Pogrome vom 9. November 1938 erfahren. Es ist für mich ein unerträglicher Tatbestand, dass eine demokratisch gewählte Stadtverwaltung einerseits zum Schutz Dresdner Bürgerinnen und Bürger aus hygienischen Erwägungen die Veranstaltung in mahnender Erinnerung an den Pogromterror der Nazis ins Internet "verlagert", andererseits den rechtsextremen Wirrköpfen der Pegida die Erlaubnis erteilt, sich zu ihrer Montagsdemo in der Dresdner Innenstadt zu treffen.
Ich bedaure es sehr, dass ich erst gestern von dieser empörenden bürokratischen Regelung erfahren habe. Aus diesem Grund möchte ich Ihnen im Namen unseres Präsidiums und der Mitglieder unseres Exil-PEN unsere moralische Unterstützung in Ihrem Protest gegen die Entscheidung der städtischen Behörden kund tun. Eingedenk der anwachsenden antisemitischen Hetze und der gezielten mörderischen Aktionen gegen Mitglieder der jüdischen Gemeinden gilt es umso mehr, nicht nur wachsam zu sein, sondern den rechtsextremistischen Kräften jeglichen Widerstand zu leisten, auch und vor allem von Seiten der staatlichen Institutionen wie auch der kommunalen Verwaltungen.
Der Exil-PEN deutschsprachiger Länder hat vor allem in den vergangenen zehn Jahren in zahlreichen Protestresolutionen auf diese bedrohliche Entwicklung aufmerksam gemacht. Er schließt sich den Protesten gegen die bürokratischen Regelungen Dresdner Behörden aus Anlass des Pogrom-Gedenktages am 9. November an.

Mit solidarischen Grüßen und Chalom

Prof. Dr. Wolfgang Schlott (im Namen der Mitglieder unseres Exil-PEN)

Regensburg, Ulm, Berlin, Dresden am 11. November 2020

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