Mit dem Ausdruck tiefer Anteilnahme und Trauer geben wir kund, dass unser langjähriges Exil-PEN-Mitglied, der Schriftsteller, Lyriker, Essayist und Publizist Dr. h.c. Dieter Schlesak am 29. März 2019 im Alter von 84 Jahren in Agliano bei Lucca, in der Toskana, gestorben ist. Er wurde im siebenbürgischen Sighișoara/ Schäßburg am 7. August 1934 geboren, wuchs als deutschrumänischer Staatsbürger auf, studierte in Bukarest in den 1950er Jahren Germanistik und arbeitete als Redakteur an der deutschsprachigen Zeitschrift Neue Literatur als Redakteur. Seit den frühen 1960er Jahren betätigte er sich als Autor und Übersetzer rumänischer Werke. 1969 kehrte er von einer Dienstreise in die Bundesrepublik Deutschland nicht mehr in die Sozialistische Volksrepublik Rumänien zurück. Er ließ sich in Stuttgart als freischaffender Schriftsteller nieder und schuf sich in den 1970er Jahren eine zweite Wahlheimat in der Toskana. Dieter Schlesak, ein Grenzgänger „in Dingen des Wohnsitzes und der Landeszugehörigkeit“, wie er in einem Interview mit der renommierten rumänisch-französischen Schriftstellerin Rodica Draghincescu bekannte, und „in Wirklichkeit nirgends ‚zu Hause’, schöpfte seine wesentlichen literarischen Anregungen aus der europäischen Diaspora und seiner Herkunft aus einer geschichtsträchtigen Region. Drei umfangreiche Erzählwerke „Vaterlandstage und die Kunst des Verschwindens“ (1986), Capesius, der Auschwitzapotheker“ (2006) und „Transsylwahnien“ (2009) begründen neben einer Vielzahl von Prosa- und Lyrikwerken, Übersetzungen und Essaybänden seine Position als renommierter deutschsprachiger Schriftsteller in der Form von zahlreichen angesehenen Preisen. Der Exil-P.E.N. deutschsprachiger Länder hat vor allem in den vergangenen zehn Jahren die Publikationen von Dieter Schlesak in der Form von Rezensionen in einer Reihe von deutschen und deutschrumänischen Zeitschriften gewürdigt. An den Anthologien unseres Exil-Vereins, die in den 2000er Jahren im Pop-Verlag erschienen sind, ist Dieter mit Gedichten und Prosatexten von hoher Qualität beteiligt gewesen. Wir trauern um einen liebgewonnenen, hoch angesehenen Kollegen, Freund, uns stets verbundenen Ratgeber, einen bedeutenden Schriftsteller, dessen Werke uns vor allem den südosteuropäischen Kulturraum erschlossen haben. Und wir übermitteln unsere Trauer seiner Ehefrau und Lebensgefährtin Linde.
Prof. Dr. Wolfgang Schlott, im Namen des Präsidiums und aller Mitglieder des Exil-P.E.N. – Bremen/Regensburg, 2. April 2019