Wintergarten im März
Überschlagt eure Vorräte, legt auch
keine mehr an! Und die Versprechen,
die mehrfach gebrochenen, löst sie ein!
Windstöße lassen Blüten scheppern, schief
hängen die Fensterläden in den Angeln.
Die knatternden Leintücher aus den Mangeln
haben das Gespenst geweckt, das darunter schlief.
Die Geduldsfäden reißen, wenn auch spät.
Gerätschaften geht die ohnehin knappe Luft aus.
Krähen und Sperber streichen ums Haus,
eure Habseligkeiten sind längst erspäht.
Es wird Zeit, die Vorräte zu überschlagen
und die Versprechen einzulösen.
Variation über einen Mantel
Der Mantel des Schweigens, gebreitet
in der Dunkelheit, der schützende Mantel
des Zweifels, die gehütete Zunge;
Gogols beredter Mantel, die Schatten
der Zweige draußen; sie alle
geistern durch dieses alte, längst fällige
Haus. – "Wie geht's, altes Haus?"
Ich schütze ihn vor, den verschlossenen,
verräterischen Mantel.
Umgebe damit die Dunkelheit.
Mich hütet die Zunge, es weiden die Worte,
lauter fremdartige Tiere, meine Zweifel.
Zweige geistern durch meinen Schatten:
Er fällt. Das Schweigen bricht mich.
aus: Hamersky, Hehn, Schlott, "Die Sehnsucht, die ist mir so leicht"
Schreiben im Exil, Pop Verlag, 2016