Wir betrachten diese Resolution insofern als legitim, weil in unserer Vereinigung nicht nur eine Reihe von Literaten sind, die aus der ehemaligen „Volksrepublik“ Polen stammen, sondern auch Wissenschaftler/innen und Schriftsteller/innen, die bereits in den 1970er und 1980er Jahren die kulturellen und politischen Untergrundaktivitäten gegen das polnische kommunistische Regime gefördert haben. Sie alle sind, nach dem demokratischen Aufbruch im Zeitraum von 1990 bis 2014, zutiefst enttäuscht und empört darüber, dass die von Ihrer Partei Prawo i Sprawiedliwość (PIS) eingeleitete Kulturpolitik eine Welle polnisch-patriotischer Selbstbespiegelung ausgelöst hat. Sie führte zur Ausschaltung von demokratisch eingestellten, hoch professionalisierten Journalisten, zur ministeriellen Einmischung in Theaterinszenierungen, zur Abwertung des international anerkannten künstlerischen Schaffens Ihrer Filmregisseure, zur Umschreibung polnischer Geschichte im 20. Jahrhundert, zur partiellen Verleugnung und Verdrängung des jüdischen Anteils an der Kulturgeschichte zugunsten der Würdigung polnisch-patriotischen Kulturerbes.
Sehr geehrter Herr Minister, sicherlich werden Sie die Meinung vertreten, dass diese so genannten demokratisch eingestellten deutschen Kulturschaffenden und Nachfahren jener Deutschen, die unsere Landsleute vor siebzig Jahren bestialisch ermordet haben, kein Recht haben, sich in unsere polnischen kulturellen Angelegenheiten einzumischen. Wir als mündige Bürgerinnen und Bürger eines demokratischen Staates und als Vertreter eines vereinigten Europas vertreten jedoch die Position, dass es die Aufgabe eines jeden Vertreters der Europäischen Union ist, sich gegenseitig auf undemokratische Abläufe und Regularien aufmerksam zu machen und, wie im Falle der Verhinderung von demokratischen kulturellen Abläufen in Ihrer Republik, gegen eine solche verhängnisvolle Entwicklung zu protestieren.
Wir als legitime Vereinigung demokratisch und europäisch eingestellter Kulturschaffender werden unsere polnischen Kolleginnen und Kollegen weiterhin in deren Bemühen um eine kritische, von demokratischen Prinzipien bestimmte Darstellung und Einschätzung tatkräftig unterstützen. Und Sie, sehr geehrter Herr Minister, bitten wir im Namen unserer exilierten, deutsch schreibenden, global und europäisch eingestellten Kulturschaffenden um die Förderung einer demokratisch eingestellten Kulturpolitik in einer polnischen Gesellschaft, die inmitten der Europäischen Union eine hohe Wertschätzung genießt.
Mit freundlichen Grüßen
Prof. Dr. Wolfgang Schlott
Im Namen des Exil-PEN deutschsprachiger Länder unterstützen wir diese Resolution:
Dr. Dung Nguyen (Dortmund), Edith Ottschofski (Berlin), Ilker Maga (Bremen), Traian Pop (Ludwigsburg), Norbert Sternmut (Ludwigsburg), Prof. Dr. Heinrich Kirschbaum (Berlin), Ewa Slaska (Berlin), Hellmut Seiler (Bagwang), Johann Lavundi (Ulm), Eugen Popin (Hofheim). Dr. Wolfgang David (Dresden), Dr. Heidrun Hamersky (Regensburg),Ursula Teicher-Maier (Dieburg), Tatjana Kuschtewskaja (Essen), Ruxanda Niculescu (Zürich), Ilse Hehn (Ulm), Dr. Hella Schapiro (Berlin), Prof. Dr. Boris Schapiro (Berlin), Lucian Varsandan (Timisoara), Halina Baran (Bogatynja), Kira Iorgoveanu—Mantsu (Frankfurt/M.), Horst Samson (Neuberg), Artur Becker (Verden), Petra Curescu (Timisoara)